„Das war eine solide Leistung“, bilanziert der Jan Hugger (Team Lotto Kern-Haus) seinen Auftritt bei der beeindruckenden Wiederauflage der Deutschland Tour, die mit hochkarätigen Spitzenfahrer besetzt war. Mit dem 47.Gesamtplatz nach vier Etappen, 737 Kilometern und insgesamt 17 Stunden und 27 Minuten im Rennsattel sowie dem 15.Platz in der Nachwuchs-Gesamtwertung, durfte der Schwenninger auch zufrieden sein. Als einer der jüngsten Fahrer im Feld der 131 Startern platzierte er sich auf den einzelnen Etappen im vorderen Mittelfeld, was zu einer ständigen Verbesserung im Gesamtklassement führte.

Elf WorldTour-Teams hatten gemeldet, darunter der Tour de France-Sieger 2018, Geraint Thomas (Sky), der Tour-Zweite Tom Dumoulin (Sunweb) und Romain Bardet (AG2R), der Sechster der großen Schleife geworden war. Sechs ProContinental-Teams und fünf Radställe der dritten Profi-Liga (Continental/KT) ergänzten die Startliste. Mit Attacken und Besetzung in Fluchtgruppen, wollte sich das KT-Team „Lotto Kern-Haus“ über die vier windigen, aber trockenen Etappen hinweg in Szene setzen und dabei Kapitän Joshua Huppertz unterstützen. Dessen bestes Resultat war ein zwölfter Platz auf der Etappe von Trier nach Merzig, wo ein Sturz im Schlusssprint eine noch bessere Platzierung verhinderte. In einem packendes Finish sicherte sich der Slowene Matej Mohoric (Team Bahrain Merida) den Gesamtsieg vor den deutschen Profis Nils Politt (Katusha Alpecin) und Maximilian Schachmann (Quick Step Floors).

„Die Tour war schon hart“, resümiert der 20-jährige Hugger, „wenn selbst die WorldTour-Profis gesagt haben, dass sie bei den WorldTour-Rundfahrten keine anderen Wattzahlen fahren.“

Schon auf der ersten Etappe von Koblenz nach Bonn zeigte sich, dass die Stars nicht nur aus Spaß nach Deutschland gekommen waren, sondern durchaus Ernst machten. Das bedeutete hohes Tempo ohne Bummelphasen und ständige Attacken über alle vier Tage mit zahlreichen Höhenmetern und knackigen Anstiegen.

Die erste Austragung der Deutschland Tour nach zehnjähriger Pause wurde von unglaublich großem Zuschauerinteresse begleitet. Bei den täglichen Fernsehübertragungen in ARD/ZDF sorgten Radsportfans für gute Einschaltquoten. Beeindruckt waren die Fahrer aber vor allem von den unglaublich vielen Fans am Streckenrand der vier Etappen von Koblenz bis zum Ziel in Stuttgart. In der Landeshauptstadt verfolgten am Sonntag mehrere zehntausend Zuschauer die packende Entscheidung um den Gesamtsieg.

Tour de France-Sieger Geraint Thomas beendete die Rundfahrt übrigens mit 7:14 Minuten Rückstand auf Mohoric als 41ster. «Ich hatte hier viel Spaß. Für mich war es toll, hier nach meinem Tour-Sieg ins Renngeschehen zurückzukehren», sagte der Brite im Online-Portal „rad-net.de“.

Huggers ehemaliger Vereinskollege beim RV Viktoria Niedereschach, der gebürtige Schwenninger Patrick Haller (Heizomat rad-net), wurde Gesamt-42. und 14. in der Nachwuchswertung. Beide setzten sich durch Attacken in Szene und wurden von den TV-Kameras eingefangen. Somit dürfte ihr Nachwuchstrainer aus Schülerzeiten, Willi Haßler, vor Stolz geplatzt sein.

Eine Leseempfehlung am Rande: Tobias Knaup (Team Lotto Kern-Haus) verfasste ein amüsantes und spannendes Renn-Tagebuch aller vier Deutschland-Tour-Etappen. Zu lesen ist dies auf http://www.team-lotto-kernhaus.de/ und bei radsport-news.com ( http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_111469.htm ).

Bild oben: Der Knaupaner
 

Text: uhu

Fotos: Marcel Hilger Photography(vielen herzlichen Dank für die Top-Fotos) /uhu